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AKTUELLES ∎ Nachrichten und Informationen ∎ News vom 23.12.2020

Weihnachts- und Neujahrsbotschaft des Bürgermeisters


Perspektivwechsel

Advent heißt Warten
Nein, die Wahrheit ist
Dass der Advent nur laut und schrill ist
Ich glaube nicht
Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann
Dass ich den Weg nach innen finde
Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt
Es ist doch so
Dass die Zeit rast
Ich weigere mich zu glauben
Dass etwas Größeres in meine Welt hineinscheint
Dass ich mit anderen Augen sehen kann
Es ist doch ganz klar
Dass Gott fehlt
Ich kann unmöglich glauben
Nichts wird sich verändern
Es wäre gelogen, würde ich sagen:
Gott kommt auf die Erde!

Iris Macke

 

Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder,
verehrte Gäste und Ehemalige,
liebe Freunde unserer Stadt,

wieder ist es Advent geworden, doch wer von uns hat sich den Beginn einer neuen Dekade so vorgestellt? Im Januar 2020 war die Bon-Pflicht noch die größte Herausforderung. Dann kam das Covid19-Virus. In einem nicht gekannten Ausmaß war schlagartig normale Alltäglichkeit vorbei. Bis heute kann niemand sagen, wann der herbeigesehnte Normalzustand wieder Realität ist. Uns eint in diesen Tagen vor allem das Warten: Wann geht die Pandemie vorbei und wann können wir uns unserem Alltag, Liebgewonnenem und Vertrautem wieder wie gewohnt widmen? Das Warten wird noch andauern, doch das Pandemieende ist gewiss, so wie es immer wieder Advent wird.

Traditionell nimmt der Advent die Zeit des Wartens und Ankommens ein. Alle Jahre wieder nehmen wir uns vor, dass die nächste Advent- und Weihnachtszeit anders wird. Besinnlicher und ruhiger mit weniger Hektik, mehr Entspannungsphasen, Momenten der Stille und des Glaubens. Kurz gesagt: Mehr Vorfreude auf Weihnachten im Kreis der Lieben. Die pandemiebedingten Maßnahmen von Bund und Ländern geben uns in diesem Jahr, wenn auch sehr unfreiwillig, Raum und Zeit für ein Weihnachten im engsten Familienkreis – mit Abstand zum hektischen Weihnachtstrubel mit Märkten, Feiern und Festen. Es gibt sicherlich viel Für und Wider. Doch nehmen wir diese Zeit an.

In vielen Lebenslagen und Situationen kann ein Schritt zur Seite – ein Perspektivwechsel – helfen, Dinge anders zu sehen und wahrzunehmen. Speziell Dinge, denen wir ablehnend, quer oder alternativ gegenüberstehen. Es ist eine Frage der Mitmenschlichkeit. Weihnachten ist das Christfest der Liebe und des Friedens. Liebe und Frieden tun uns in diesen Tagen vornehmlich in den sozialen Medien gut, gerade weil die kommende Zeit unruhig, unvorhersehbar, anstrengend und kräftezehrend für große Teile der Bevölkerung sowie viele Berufs- und Gesellschaftsgruppen bleiben wird.

Gedankenvoll fand ich das am Anfang zitierte kleine Gedicht von Iris Macke. Haben Sie es gelesen und wenn ja, haben Sie den Text auch einmal von unten nach oben gelesen? Eine völlig neue Perspektive, die Fragen aufwirft: Gehe ich mit geschlossenen Augen durch die Welt? Habe ich einen Tunnelblick oder sehe ich das Licht am Ende des Tunnels? Kann ein Perspektivwechsel meine Sicht auf die Welt verändern? Gerade in der Rückschau auf die vergangenen zwölf Monate und im Vorfeld des bevorstehenden Jahreswechsels können wir uns von diesen Fragen begleiten lassen und in Ruhe darüber nachdenken.

Weihnachten, Silvester und Neujahr sind alljährlich eine Einladung für ein Jahresresümee, für Besinnung und zum Nachdenken über das Erreichte und die vor uns liegenden Aufgaben.

2020 war ein Jahr des Durchhaltens. Schöne Momente mit vielen wunderbaren öffentlichen Veranstaltungen, Ausstellungen, Meisterschaften und anderen Wettbewerben verlagerten sich – wenn überhaupt möglich – in das Privatleben.

Kontinuierlich fortgeschrieben wurde hingegen an der „Steinernen Chronik Thüringens“. Maßnahmen wie Beendigung der Arbeiten an der Regelschule „Geschwister Scholl“, Freigabe des Oberen Tores, Baubeginn der Saalebrücke zwischen Obernitz und Reschwitz, Begehbarkeit Siechenbachtal, Bushaltestelle Schmiedefeld, Sanierung Feuerwehrgerätehaus Reichmannsdorf, Fassadensanierung Vereinshaus Unterwirbach, Teichsanierungen Burkersdorf und Dittrichshütte, Ausbau Feuerwehr Arnsgereuth, Beginn und Abschluss von Straßenausbaumaßnahmen (Breitscheidstraße, Florian-Geyer-Straße/Am Dudelteich, Pirmasenser Straße, Ortsstraßen Reschwitz und Wickersdorf) sowie Abriss und Neubau Gewächshäuser Bergfried und Herstellung eines Willkommenscenters im Gärtnerhaus Bergfried. Begonnen wurde auch mit den Planungen für dem Um- und Ausbau von Kirchplatz und Blankenburger Straße.

Viele Maßnahmen haben wir gemeinsam angestoßen und setzen sie miteinander um. Bürgerbeteiligung an städtischen Maßnahmen ist wertvoll und essentiell für Akzeptanz. Dieser Gedanke durchdringt mehr und mehr das Handeln von Stadtrat und -verwaltung. Wir müssen auch nicht immer einer Meinung sein. Aber am Ende einen Kompromiss zu finden, das ist keine Schwäche, sondern das zeichnet uns aus und hat Saalfelds Entwicklung stets positiv beeinflusst. Daneben werden uns Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, E-Mobilität, Fairer Handel, globale Partnerschaften und Eine-Welt-Gedanke in den kommenden Jahren intensiver beschäftigen. Wir haben nur eine Erde und die sollten wir gut für uns alle gestalten und erhalten.

Mit Stolz blicke ich zudem auf das reichhaltige und leidenschaftliche ehrenamtliche Engagement der Saalfelderinnen und Saalfelder in Initiativen, Vereinen und Einrichtungen für Kultur, Sport und Bildung sowie für Kinder, Jugend, Familie und Senioren und freue mich, dass dieses vielfältige Resonanz bei hiesigen Unternehmen erfährt. 2020 war eine besondere Bewährungsprobe für das Zusammenspiel von Mensch, Organisation und Unternehmen. Die feste Verwurzelung dieser Schicksalsgemeinschaft ist die Basis dafür, dass es ein „Danach“ geben wird. Ein großes Dankeschön jedem Einzelnen, der sich für seine Stadt und seine Mitmenschen einsetzt. Allen, die an Weihnachten und zum Jahreswechsel ihren Dienst leisten, danke ich ganz besonders herzlich: Menschen in Krankenhäusern oder Polizeiwachen, bei Feuerwehr und Rettungsdiensten oder im Pflegeheim. Ihr Dienst ist so leuchtend wie der Weihnachtsstern.

Die Jahresrückschau lässt uns auch an jene denken, die nicht mehr unter uns oder weit weg sind. Nach dem Verlust eines geliebten Menschen ist das erste Weihnachten besonders schwer. Es ist aber auch eine Zeit, in der wir uns an all das erinnern sollten, wofür wir dankbar sein müssen – für Hoffnung, Gesundheit, Familie und glückliche Momente, die immer in der Erinnerung bleiben. Führen wir uns das ebenso vor Augen, wenn das diesjährige Weihnachtsfest nicht mit allen in gewohnter Gemeinschaft verbracht werden kann. Denken wir an vergangene Umarmungen und freuen uns auf Umarmungen, die noch kommen werden.

Liebe Saalfelderinnen und Saalfelder,

„auf die größten, tiefsten, zartesten Dinge in der Welt müssen wir warten, da geht’s nicht im Sturm, sondern nach den göttlichen Gesetzen des Keimens und Wachsens und Werdens.“ Diese Worte stammen von Dietrich Bonhoeffer, dessen Tod sich 2020 zum 75. Mal jährte. Bonhoeffer war ein mutig Fragender, der offene Augen für die Probleme hatte, die das Leben in einer unvollkommenen Welt mit sich bringt. Seine Worte machen Mut, sich bewusst auf die adventliche Zeit des Wartens einzulassen und die wunderbare Weihnachtsbotschaft mit offenem Herzen zu vernehmen. Die guten Wünsche des Saalfelder Stadtrates, aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Saalfeld/Saale und von mir begleiten Sie für eine besinnliche und fröhliche Weihnachtszeit.

„Fürchtet Euch nicht!", heißt es in der Weihnachtsgeschichte. Mut und Zuversicht, Gesundheit und Gottes Segen – das wünsche ich Ihnen und uns allen für das kommende Jahr 2021.

Gesegnete und frohe Weihnachten, bleiben Sie gesund und behütet.

 

Ihr Dr. Steffen Kania
Bürgermeister

 

Foto: Anja Erhard


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